Evangelische Allianz in Deutschland (www.ead.de)
Kennen Sie den? Tünnes wird nach seiner Religionszugehörigkeit gefragt und sagt empört: „Normal!“ - Was in Köln nicht anders als katholisch heißen kann. Aber würden wir unter Evangelischen nach unserer besonderen Ausrichtung gefragt, wären wir dann nicht auch schnell dabei zu sagen „Normal! - Wieso?“ Evangelisch – das ist das, was wir sind, evangelische Kirche im Rheinland, genauer genommen: Landeskirche mit Kirchensteuer und Religionsunterricht. Geht evangelisch auch noch anders?
Und ob! – es gibt eine ganze Zahl „klassischer“ evangelischer Freikirchen (Baptisten, Methodisten, Mennoniten usw.), die so heißen, weil sie von staatlicher Bindung frei sind, und es gibt auch kleinere Gemeinden, z.B. Pfingstkirchen, die ganz eigene Wege des Evangelischseins gehen. Es gibt eben auch eine „innerevangelische Ökumene“, und die ist reichlich zersplittert. Die vielen unterschiedlichen Evangelischen unterscheiden sich beispielsweise in der Lehre, wie z.B. dem Verständnis der Taufe oder der Bibel, aber auch alltäglich spürbar in dem, was man einen „Frömmigkeitsstil“ nennen könnte: z.B. freies öffentliches Beten, Lobpreis, Geistbegabungen, Hauskreise, aktive Mission usw. Schließlich ergeben sich daraus auch unterschiedliche Einstellungen zu Lebensfragen wie Ehe/ Sexualität, Wehrdienst und zu anderen Religionen - Protestantismus gibt es eben in großer Vielfalt. Und meistens halten sich die einzelne kleinen Kirchen und Gruppierungen erstmal fein getrennt voneinander.
Dagegen hat sich bereits 1846 in England eine Allianz von Protestanten gebildet, die die Einheit der (protestantischen) Christen durch Evangelisierung und Mission befördern wollte. Ab 1872 gibt es auch eine deutsche Evangelische Allianz. Theologisch steht sie eher auf dem konservativen Flügel – sie hat im Pietismus und in den Erweckungsbewegungen des 19.Jh. ihre Wurzel und dürfte wohl auch mit dem Adjektiv „evangelikal“ (= evangeliumsgemäß) bezeichnet werden ( was nicht mit Fundamentalismus gleichgesetzt werden darf): „Evangelikale machen eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zur Grundlage ihres Christentums. In dem Rahmen sind persönliche Willensentscheidungen für eine solche Beziehung wie auch individuelle Erweckungs- und Bekehrungserlebnisse von Bedeutung. Zentral ist ebenso die Berufung auf die (teilweise als irrtumsfrei angesehene) Autorität der Bibel.“ (Wikipedia) .Die Evangelische Allianz hat ihre Grundlagen in einer verpflichtenden „Glaubensbasis“ (1846, überarb eitet 1972) formuliert.
Und die Praxis? Christen dieser Ausrichtung zeichneten sich aber auch oft durch sehr aktiven sozialen Einsatz aus (Joh.Heinr. Wichern) ; große diakonische Einrichtungen (Bethel) stammen aus diesem Umkreis. Gleichzeitig die EA sie schon immer für Menschenrechte (Sklavenbefreiung) und Religionsfreiheit ein; derzeit konzentriert sie sich auf die weltweiten Christenverfolgungen. Reibungspunkte für eine Zusammenarbeit der Landeskirche mit der Allianz könnten sich allerdings ergeben z.B. bei der Einschätzung der Bibel, des Islams, der Judenmission und z.B. auch der Homosexualität.
Wie funktioniert das denn? Die Allianz ist keine Supergemeinde, keine Kirche und kein Kirchenbund, sondern ein Netzwerk von Christen, dem sich eine große Zahl, derzeit 342, von Gemeinden, Verbänden, Institutionen, Diensten in einem unterschiedlichen Grad von organisatorischer Nähe zugehörig fühlt. Dazu zählen u.a. Verlage, ein Pressedienst (idea), Zeitschriften , eine Rundfunkanstalt (erf = Evangeliumsrundfunk Wetzlar) usw. Auch manche Mitglieder der Landeskirche gehören dazu; sie haben sich innerhalb der Landeskirche in den „Landeskirchlichen Gemeinschaften“ (LG) organisiert. Die Arbeit der Allianz erfolgt überwiegend in Arbeitskreisen zu zentralen Themen (Politik, Gebet, Islam, Jugend, Migration und Integration usw.), vor allem aber in praktischer Projektarbeit in über 1000 lokalen Allianzkreisen. . Regional finden sich besondere Schwerpunkte im Bergischen Land und im Westerwald. Seit ca. 2 Jahren gibt es die lokale Evangelische Allianz Rhein-Sieg ( www.ea-rhein-sieg.de), in der 12 Gemeinden und Einrichtungen aus Siegburg und umliegenden Orten mitarbeiten und deren Vorsitzender Pastor Ralf Döhring von der Christusgemeinde ist, mit der wir in der ACK Siegburg verbunden sind.
Zusammenfassend könnte man sagen: Die evangelische Allianz ist heute so etwas wie eine konservative evangelische Ökumene.
Heide Leichtfuß-Gewehr