„Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.“ (Paulus-Brief an die Epheser 4, 3–6)
In den kommenden Jahren erinnern die Christen in der ganzen Welt an zwei herausragende Ereignisse der Kirchengeschichte:
- 50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil
- 500 Jahre Reformation.
Beide Ereignisse betreffen nicht nur jeweils eine Konfession, sondern sind eine Herausforderung an alle und eine Angelegenheit insbesondere, aber nicht nur der Kirchen. (...)
Weil uns Gott in der Taufe Gemeinschaft mit Jesus Christus geschenkt hat, sind Getaufte als Geschwister miteinander verbunden. Sie bilden als Volk Gottes und Leib Christi die eine Kirche, die wir in unserem Credo bekennen. Deshalb ist es geboten, diese geistliche Einheit auch sichtbar Gestalt gewinnen zu lassen.(...) Wir wollen nicht Versöhnung bei Fortbestehen der Trennung, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein historisch gewachsener Vielfalt.
Heute ist die Kirchenspaltung politisch weder gewollt noch begründet. (...)
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Offensichtlich ist, dass katholische und evangelische Christen viel mehr verbindet als unterscheidet.
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Unbestritten ist, dass es unterschiedliche Positionen im Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirchen gibt
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Entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen.
Wir appellieren an die Kirchenleitungen, die tatsächlichen Entwicklungen in den Gemeinden vor Ort so zu begleiten, dass die Ökumene nicht in ein Niemandsland zwischen den Konfessionen abwandert, sondern die Trennung unserer Kirchen überwindet. An die Gemeinden appellieren wir, die Ökumene weiter voran zu treiben, kirchliches Leben miteinander zu gestalten, Räume gemeinsam zu nutzen und die organisatorische Einheit anzustreben.
Als Christen im Land der Reformation stehen wir in der besonderen Verantwortung, Zeichen zu setzen und dazu beizutragen, den gemeinsamen Glauben auch in einer gemeinsamen Kirche zu leben.
Die ACK Deutschland hat umgehend dazu Stellung genommen. Diesen Text dokumentieren wir vollständig (Quelle unter www.oekumene-ack.de/Texte-Publikationen.147.0.html)
„Ökumene muss alle Kirchen einbeziehen“
Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland würdigt das Engagement für die Einheit der Kirche, das aus dem Aufruf „Ökumene jetzt“ spricht.
Alle Kirchen wissen sich durch den Willen Jesu Christi selbst zur Einheit verpflichtet. Es ist ihnen schmerzlich bewusst, dass die Kirchenspaltungen Leid verursachen und der Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft von der Liebe Gottes und von Frieden und Versöhnung zwischen den Menschen schaden. Dies haben die Kirchen in Europa (2001) und in Deutschland (2003) durch die Unterzeichnung der Charta Oecumenica zum Ausdruck gebracht.
In der Charta Oecumenica verpflichten sich die Kirchen, „in der Kraft des Heiligen Geistes auf die sichtbare Einheit der Kirche Jesu Christi in dem einen Glauben hinzuwirken, die ihren Ausdruck in der gegenseitig anerkannten Taufe und in der eucharistischen Gemeinschaft findet sowie im gemeinsamen Zeugnis und Dienst“. Es geht den Kirchen also um das, was im Aufruf „Ökumene jetzt“ „gelebte Einheit“ genannt wird. Sie haben allerdings noch keine gemeinsame Antwort auf die Frage, ob und wie Einheit und „historisch gewachsene[r] Vielfalt“ in Einklang gebracht werden können.
Der Vorstand der ACK unterstützt den Aufruf zum Engagement für die Ökumene, weist jedoch mit Nachdruck darauf hin, dass das Ziel nicht eine „Einheitskirche“ sein kann, in der Differenzen in den theologischen Erkenntnissen unberücksichtigt bleiben. Gelebte Einheit ist nicht nur an Strukturen und Institutionen gebunden, sondern äußert sich auch darin, dass Menschen gemeinsam Christus bezeugen und ihren Glauben mit anderen teilen.
Die „Sorge um die Einheit der ganzen Kirche“ ist tatsächlich allen Christinnen und Christen aufgetragen. Sorge um die Einheit der ganzen Kirche heißt dabei, den Blick über die Beziehungen zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche hinaus zu weiten und auch die Kirchen wahrzunehmen, die in unserem Land in der Minderheit sind: die orthodoxe Kirche, die Freikirchen und alle weiteren Mitgliedskirchen der ACK. Der Vorstand der ACK ermutigt nachdrücklich dazu, diese Kirchen in das ökumenische Engagement von Gemeinden und Kirchenleitungen einzubeziehen.“
Frankfurt am Main, 12. September 2012
Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland
Zusammenstellung und Hervorhebung durch H. Leichtfuß-Gewehr, Vorsitzende der ACK Siegburg]